Rückblick
Wie bereits in den vorherigen Artikeln zum Thema Framing thematisiert, besteht eine gängige Strategie um Personen dazu zu bringen, die Mehrwerte einer Position zu begreifen und sich hinter ihre Mission zu stellen – vor allem dann, wenn Kritiker das Vorgehen infrage stellen – die Kommunikation in Form von moralischen Argumenten stattfinden zu lassen. Also in Form von solchen Argumenten, die eine moralische Dringlichkeit vermitteln und eine Antwort auf die Frage darauf geben, ob eine Sache gut oder schlecht ist, und wieso es wichtig und richtig ist, sich für diese gute Sache einzusetzen.
Bis hierhin sollte klar sein, dass es in moralischen Diskussionen und so auch um Corona nicht nur den einen Weg gibt. Das abzustreiten gleicht einer realitätsfernen Illusion, die dazu dient eine geglaubte Wahrheit unter jeder Bedingung gemäß dem Auftrag „Glauben Sie keinen Falschinformationen“, aufrechtzuerhalten. Falschinformationen sind infolgedessen nicht mehr das, was sie eigentlich bezeichnen sollten, falsche Informationen, sondern alles was von Seiten von Kritikern kommt und die sozial erwünschte Moral anzweifelt.
Wird eine Debatte nun auf ideologischer Ebene geführt, dann ist der politische Streit nicht weit. Dann werden zwar Fakten genannt bzw. widerlegt, aber es ist Moral gemeint. Fakten sind in jeder Debatte zentral, aber faktische Argumente an sich haben keine Bedeutung gegenüber geframten Ideen und Appellen. Und deswegen gibt es auch nur eine Antwort auf eine politische Debatte wie Corona: Reframing.
Let‘s go
Die beiden wesentlichen Aufgaben beim Framing sind zum einen fortwährend Begriffe und Sprache zu entwickeln, die die eigenen Vorstellungen und Ziele durchsetzen, und zum anderen ungünstige Aussagen zu vermeiden.
Die Corona-Debatte ist geprägt von Angst-Botschaften, der Diffamation Andersdenkender und moralischer Prämissen, die dazu mobilisieren sollen die AHA-Regeln zu befolgen. Regeln, für die, um sie befolgen zu können, Freiheit gegen Kontrolle und Verantwortung gegen Gehorsam getauscht werden muss. Werte wie “Ehrlichkeit”, “Zukunftsfähigkeit”, “Gerechtigkeit” oder „Verantwortung“ dagegen sind in der Debatte unterrepräsentiert oder werden umgedeutet. Würde man jetzt also ein Konzept wie Verantwortung zur zentralen Argumentation machen wollen, dann würde man erst ergründen, was dies in der eigenen Weltanschauung bedeutet.
Verantwortung zum Beispiel impliziert das Übernehmen der Verantwortung und damit den Verantwortlichen. Der Verantwortliche muss in der Lage sein den zu verantwortenden Sachverhalt zu bewerten und auch bereit sein die Folgen zu tragen – bei positivem wie negativem Ausgang. Es gibt Verantwortungsbereiche, die sich übertragen lassen (z.B. zeitlich begrenzte Ämter) und solche, für die wir Eigenverantwortung tragen. Letzteres gilt für gewöhnlich insbesondere dann, wenn es sich direkt um uns und das Wohl unserer Familie geht. Wir prüfen soweit für uns möglich, ob Spielzeug ungefährlich ist, ob Kleidung ökologischen Standards entspricht, ob Nahrungsmittel für Kinder nicht zu viel Zucker enthalten. Wir bringen Kindern bei, im Straßenverkehr nicht nur auf die Signalfarbe von Ampeln zu achten, sondern vor allem auf den tatsächlichen Straßenverkehr; sie sollen idealerweise vorsichtig sein, aber keine übermäßige Angst haben, eine Situation bewerten können und mit einem angemessenen, verhältnismäßigen Verhalten darauf reagieren, usw. So bringen wir Eigenverantwortung und gleichzeitig Risikobewusstsein bei. D.h. für gewöhnlich übernehmen wir in Bereichen die Verantwortung, in denen wir selbst unmittelbar die Konsequenzen tragen. Verantwortung ist dann auch etwas, was, wenn wir sie haben, sich nicht abgeben lässt.
Auch in diesem Jahr tragen wir eine Menge Konsequenzen. Es sollte somit inakzeptabel sein, dass Politiker uns laufend erklären, warum wir nicht in der Lage sind die diesjährige Gefahr beurteilen zu können, genauso wie die Tatsache, dass kritische Aufklärungsversuche abseits des Regierungskurses, die einen deutlich differenzierten Kenntnisstand bedingt hätten, seit März diesen Jahres systematisch diffamiert werden (siehe Dr. Wodarg, Prof. Homburg etc.). Entsprechend müsste es auch in unserer Verantwortung liegen dafür zu sorgen, dass jede Existenz sich selbst erhalten kann, dass wir zahlungsfähig bleiben, weil wir in Wirklichkeit dadurch erst in die Lage kommen, für andere da zu sein und die Unterstützung zu liefern, die jemand anderem fehlt. Ansonsten sind wir selbst abhängig und dadurch nur sehr eingeschränkt handlungsfähig. Verantwortung, die sich auf Gesellschaft und Politik erstreckt, würde eine Teilnahme an politischen Diskursen bedeuten, über die wir als mündige Bürger/innen unsere Leben mitgestalten und vor allem in Zeiten, die direkt nationale und existenzielle Effekte haben, erfahren können, was geschieht, um es im Zweifel zu hinterfragen und unser Schicksal nicht tonangebenden Dritten zu überlassen. Es läge in unserer Verantwortung Werte wie Selbstbestimmtheit und Grundrechte wie Freiheit, die Bewegungsfreiheit, Versammlungsfreiheit und Meinungsfreiheit aufrechtzuerhalten; politische Entscheidung mit gesunder Grundskepsis zu betrachten und Korrektive zu allen politischen Entscheidungen sogar zu fordern, die auch immer unter Interessenskonflikten zwischen (weniger lukrativer) Gesundheitsförderung und den Absichten finanzstarker Lobbies getroffen werden. Verantwortung wäre somit auch eine bürgerliche Pflicht.
Nimmt man diese Pflicht nicht wahr, dann entspricht das Verhalten ergo einer Pflichtvergessenheit und das ist schlicht und ergreifend unverantwortlich. Aus Sicht dieser Haltung heraus, wäre jeder Tag, an dem wir an schutzbedürftigen Familienmitgliedern trotz umstrittener Faktenlage Zwangsmaßnahmen durchführen, eine Instrumentalisierung unserer Fürsorgepflicht; (Falsch-)Positiv Getestete, aber gesunde Menschen unter Strafandrohung unter Quarantäne zu setzen, wäre rechtswidrig, genauso wie Andersdenkende aus Geschäften auszuschließen und auch noch stolz darauf zu sein; Kindern und sich selbst permanent die Atmung zu erschweren, obwohl die Wirksamkeit von MNS in der Öffentlichkeit nicht gegeben ist. Jeder Tag, an dem wir bewusst die Wirtschaft nach dem Gießkannenprinzip lahmlegen, würde einen Missbrauch an den Unternehmern dieses Landes darstellen, die in die Selbstausbeutung getrieben werden, sich verschulden oder Ersparnisse aufzehren sollen. Das wäre ganz klar unverantwortlich, genauso wie Personen die Zukunftsfähigkeit zu stehlen bei einer Gefahr, beschreibbar mit einer durchschnittlichen globalen IFR Rate von 0,1 – 0,3%, die in etwa der Gefährlichkeit einer saisonalen Influenza (umgangssprachlich Grippe) entspricht. Während wir all das tun, müssten wir – auch entgegen der uns medial vermittelten Realität – mindestens hinterfragen, in welchem Ausmaß Gefahr bestand und besteht, dies auch mal ohne gesetzten Deutungsrahmen bewerten und rückblickend zum Beispiel sehen, dass die Maßnahmen nicht als Zäsuren im Verlauf der vom RKI veröffentlichten Daten, erkennbar sind oder berücksichtigen, dass der PCR-Test (u.a. gemäß Prof. Kämmerer, dem Erfinder des PCR-Tests selbst und dem Corona Ausschuss unter Leitung von u.a. Rechtsanwalt Reiner Füllmich) ein offensichtlich ungeeignetes Mittel ist, um die Grundlage für derart weitreichende Entscheidung darzustellen. Verantwortung zu übernehmen, würde bedeuten, zu hinterfragen statt Kritik als unangenehmes Hintergrundrauschen zu ignorieren. Sich als verantwortlich zu begreifen, würde bedeuten, sich die Daten und die Ungereimtheiten zu vergegenwärtigen und zu einer verhältnismäßigen Risikobewertung zu gelangen; anzuerkennen, dass Kritik an politischen Entscheidungen kein Gehör findet (aber das unbedingt sollte, wenn es uns um die Wahrheit und die beste Entscheidung geht!), vielmehr in Zensur, Kündigungen oder Suspendierungen endet; dass aus Dialog ein Monolog, aus Beteiligung Ausschluss wird; dass so permanent ein Klima der Unterordnung erzeugt wird; dass Brandmarkungen wie Corona Leugner nur dazu dienen Menschen aus politischen Diskursen auszuschließen. Für einen Verantwortlichen ist es weder solidarisch noch heldenhaft (sondern vielmehr eine perfide Umdeutung), einfach nichts zu tun. Es ist auch kein Dienst am Menschen, mit dem Finger auf andere zu zeigen und andere über unsere Leben entscheiden zu lassen. Verantwortung wäre stattdessen auch unter Bezugnahme auf kritische Gegenargumente sich vielseitig über die Situation zu informieren, Lobbyismus in der Politik deutlich ernster nehmen; keine gesellschaftliche Spaltung unter den Bürgern (!) zuzulassen, geschweige denn daran zu partizipieren. Verantwortliche vermitteln und deeskalieren, denn sie wissen, dass Gruppen bzw. Gesellschaften nur so funktionieren können. Und so weiter und so fort …
Haben Sie sich Ihre Werte zum Beispiel in dieser Form – oder auch andere Werte in anderer Form – vergegenwärtigt und wissen was Ihre entsprechenden moralischen Vorstellungen dazu sind, können Sie Ihre eigene Sprache entwickeln und ausgeblendete Frames sichtbar machen.
Dafür, dass sich Ihre Argumentation jedoch nicht gegen Sie wendet, ist es erforderlich keine der nachfolgenden Fehler zu machen. Was sind also die Do’s und Dont’s, wenn es darum geht wirksam zu debattieren?
Framing Do’s & Dont’s
Gegnerische Frames
„Es wird Zeit zu einer neuen Normalität überzugehen.“ Ausgehend von der oben genannten Haltung starten Sie mit solch einer Aussage zwar den Versuch eine konstruktive Lösung einzubringen, Sie lassen sich aber auch darauf ein, das Thema innerhalb der moralischen Perspektive des anderen zu diskutieren. Das neue Virus hat eine neue Normalität bedingt, nichts ist mehr zuvor und vor allem nicht wir und unsere (unterlassenen) Handlungen sind verantwortlich für den Status Quo, sondern Corona. Innerhalb dieser Annahme wird es nicht möglich sein, eine Vorstellung von der o.g. Verantwortung einzubringen. Im Übrigen fehlt überall dort wo Frames der Gegenseite aufgegriffen werden, der Raum und die Zeit für eine alternative Perspektive auf ein- und dasselbe Thema. Sie aktivieren den gegnerischen Frame einmal mehr. Die Folge ist, dass aufgrund von Nicht-Einbringen von Ideen oder dem Mangel an sprachlicher Umsetzung alles was in Diskursen nicht gesagt wird, schlicht und ergreifend auch nicht gedacht wird. Denn wo die Worte fehlen, da können auch die Gedanken um alternative Sichtweisen nicht etabliert werden und langfristig bestehen (vgl. Hypocognition, Lakoff 2010). Nutzen Sie Begriffe, die ihre eigenen Wertehaltungen und Ziele greifbarer machen.
Negierungen
“Corona ist kein Killervirus!” Werden Sie mit sprachlichen Angriffen konfrontiert, dürfen sie Eines nicht tun: Die Worte der Gegner nutzen, und zwar auch nicht in Form von Verneinungen. Sie sollten nicht vom einem Killervirus sprechen, der keiner ist, wenn sie auf eine realistische Bewertung der vom Coronavirus ausgehenden Gefahr verweisen wollen. Das ist schwerer getan als gesagt. Und vor allem in Diskussionen, in denen wenig Zeit bleibt zu umschreiben oder mit eigenen Frames zu antworten, wird man schnell dazu tendieren, einfach zu verneinen und damit der gegnerischen Debatte aufzusitzen. Der Grund ist folgender: Immer, wenn ein bereits bekannter Frame über (bestätigende oder negierende) Sprache aktiviert wird, festigt er sich im Kopf des Gegenübers, denn je öfter Neuronen simultan im Gehirn feuern, desto stärker wird die Verbindung zwischen ihnen.
Sagen Sie also nicht, Sie fänden den Begriff „Verschwörungstheoretiker“ respektlos, auch nicht in Anführungszeichen. Sagen Sie nicht, dass die Aussage es läge „die größte Herausforderung seit dem zweiten Weltkrieg“ vor, eine Übertreibung sei, es sei denn Sie wollen auf Gemeinsamkeiten wie die wieder salonfähig gewordene Diskrimierung verweisen. Sprechen Sie auch nicht von der „Maskenpflicht“. Mit jeder Aussage propagieren Sie die Frames und im schlimmsten Fall die moralischen Konzepte Ihrer Gegner. Denn Frames zu verneinen bedeutet, sie einmal mehr zu aktivieren. Negierung funktioniert nicht, da unser Gehirn nicht Nicht-Denken kann. Bekanntes Beispiel: Denken Sie nicht an einen weißen Elefanten (Lakoff, 1990). Um zu wissen, was es zu negieren oder infrage zu stellen gilt, muss es die Idee dahinter zunächst abrufen. Wir nehmen es nicht bewusst wahr und wir können es auch nicht willentlich beeinflussen, aber es hat negative Konsequenzen für unsere Kommunikation.
Formulieren Sie den negativen Frame “Kein Killervirus” als positiven Frame und zwar aus Ihrer Sicht: z.B. “Corona ist ein selbstlimitierendes Virus” und nutzen Sie die Unterhaltung für Ihre Botschaften. Wenn ein Lockdown Ihrer Meinung nach in keinster Form solidarisch, sondern z.B. kurzsichtig, verantwortungslos und pflichtvergessen ist, dann sagen Sie das. Fordern Sie nicht sofort Freiheit, das klingt im einem Narrativ, das auf Sicherheit bedacht ist, nur freizügig. Rufen Sie erst eine Vorstellung von Sicherheit auf, in der Sie die unbegründete Ausübung von Kontrolle anprangern. Erst dann macht die Forderung nach Freiheit Sinn, denn das Gegenteil von Sicherheit ist nicht Freiheit, sondern Risiko.
Wiederholungen
Also, nutzen Sie diejenigen Frames, die Ihre Weltansichten und Werte festigen und zwar immer wieder, von Gespräch zu Gespräch, von Beitrag zu Beitrag. Denn nicht nur die richtigen Sprachmuster, sondern auch ihre ständige Wiederholung, die eine gewisse Zeit andauert, verschafft neuen Frames kognitive Relevanz und lässt sie zu einer Alternative in den Köpfen der Menschen werden. “Sprachliche Wiederholung stärkt die neuronalen Verbindungen im Gehirn und damit die für uns sinnierenden Frames. Daneben können solche Frames, die nie oder zunehmend weniger über Sprache aktiviert werden, nicht langfristig als gedankliche Alternative bestehen.“ (Wehling, 2016, S. 59) Die Wiederholung derselben Begriffe ist auch notwendig, damit Ihre Argumente kohärent wahrgenommen werden, da sie ja auch in verschiedenen Situationen und Kanälen an und mit verschiedenen Personen kommunizieren. Nutzen Sie ähnliche Begriff um Abwechslung reinzubringen, dann müssen diese unmittelbar aus Ihren moralischen Prämissen abgeleitet sein. Das gilt auch für jede Unternehmens-/Markenkommunikation. Nur das erzeugt ein klares Bild von Ihren Aussagen und schafft Vertrauen gegenüber dem Gehörten.
Einfache, klare Worte und Beispiele
Je konkreter Sie auch komplexe Sachverhalte oder abstrakte Begriffe ausdrücken können, desto besser. Nutzen Sie möglichst konkrete Sprache, die alles das bezeichnet, was sich mit den Sinnen erfahren lässt, also was Sie fühlen, sehen, schmecken, riechen oder hören können, sowie alles das, was die meisten Personen innerhalb eines Kulturkreises aus Ihrem Alltag für gewöhnlich kennen.
Führen Sie unbedingt auch Beispiele an, die Ihre Geschichten lebhaft machen. Achten Sie insbesondere in Gesprächen von Angesicht zu Angesicht auch auf Ihre Körpersprache, die Ihre Beispiele authentisch oder unauthentisch wirken lassen kann. Haben Sie idealerweise drei anschauliche Beispiele parat um Ihre Frames zu verdeutlichen.
Metaphorische Sprache
Insbesondere politisches Framing dient einem Politiker in seiner Kommunikation dazu Bürgern maximal begreifbar zu machen, aus welcher moralischen Perspektive er kommt. Fakten in moralische Sprache einzubauen ist dabei die fortwährende Aufgabe des Framings.
Machen Sie das gleiche. Seien Sie dabei aber konkret und möglichst bildhaft. Sprechen Sie in erster Linie nicht in Form von Faktenlisten und Details. Denken und sprechen Sie zunächst immer über Ihre Überzeugungen, die sich moralisch untermauern lassen und begründen Sie diese dann mit faktischen Argumenten. Das bedeutet, dass die Worte und Geschichten, die verwendet werden, ein primäres Ziel haben müssen.
Zentral in der Umsetzung eines moralischen Framings ist es eindrückliche Narrative, Schlagwörter und Redewendungen zu entwickeln, die das moralische Anliegen sowie das folgende Handeln legitimieren. Entwickeln Sie also über Ihre Argumente, moralische Konzepte, die Ihre Werte und Ziele im Leben vermitteln, fassen Sie diese in Worte und verwenden Sie sie in Form von Sprache, damit es sich im Denken der Zuhörer niederschlagen kann. Legen Sie z.B. bei der Diskussion von Fakten rund um Corona und Themen wie „Gefährlichkeit“ oder „Verbreitung“ immer auch ihre moralische Perspektive sprachlich offen, mit dem Ziel Ihren Gesprächspartner so von einem gemeinsamen Kampf gegen Corona zu überzeugen. Bereiten Sie sich darauf vor, dass auf diese Überzeugungsversuche nicht immer Akzeptanz folgen wird. Führen Sie sich vor Augen, dass Spannungen und Reibereien oftmals nichts anderes als eine Kollision von gegensätzlichen moralischen Frames entsprechen und sie sogar nützlich und notwendig sind um Aufmerksamkeit zu generieren. Bleiben Sie stets wertschätzend. Kommen Sie aus dem anderen Lager, versuchen Sie Begriffe zu nutzen, die nicht wie Covidiot verurteilen, sondern echte Argumente an der Sache darstellen.
Stufenprozess und der ideale Aufbau
Framing ist unglaubwürdig, wenn es sich nicht nach und nach entfalten kann, vor allem wenn man es mit einem kritischen und informierten Publikum zu tun hat. Die Überzeugungsarbeit verursacht dann Widerstand und wird direkt abgelehnt. Ist das Publikum eher abgelenkt, uninformiert oder hat es einen niedrigen Need for Cognition, wird es sich eher von peripheren Reizen, wie dem Renommee des Absenders, dem Verhalten der meisten Anderen oder einer guten Stimmung leiten lassen. Bedenken Sie das und gehen Sie immer mehrstufig vor, wenn Sie andere Menschen für Ihre Sicht der Dinge sensibilisieren wollen. Hören Sie sich erst unkommentiert die Gegenseite an, respektieren Sie den anderen Standpunkt, aber vertreten Sie genauso auch Ihre völlig legitime Deutungsform einer Thematik. Lassen Sie sich nicht abbringen, gehen Sie nach und nach vor.
Der Aufbau einer Argumentation ist einfach:
- Sie benennen erst Ihr moralisches Anliegen,
- danach tragen Sie mit klaren Worten die Faktenlage und Ihre Beweggründe vor,
- bevor sie mit einer Wiederholung der moralischen Prämisse in aller Kürze enden.
Fazit
Fakten sollten in (politischen) Debatten mithilfe von bewusst gewählten Frames, die der eigenen Weltsicht entsprechen, begreifbar gemacht werden. Wer das versäumt, der verpasst, die eigene Interpretation des Sachverhalts sprachlich umzusetzen und der wird damit in Vergessenheit geraten oder sich gar nicht erst vermitteln. Und wer darüber hinaus in der Sprache seiner Gegner redet, ihre argumentative Logik aufgreift und darauf antwortet, wer den Frames des Anderen aufsitzt, der macht kostenfrei Werbung für dessen Ansichten. Bewusstes Framing hat die Aufgabe eine eigene Haltung zu einem Thema und die entsprechende Sprache zu entwickeln sowie die richtigen Worte zu finden. Es ist ein Mittel um verschiedene, Ihre Perspektiven in wichtige Diskurse einzubringen – und auch wenn Sie nur darauf achten, nicht die oben beschriebenen Fehler zu machen. Diese Do’s und Dont’s ersetzen selbstverständlich keine individuelle Beratung, dennoch geben sie Ihnen hoffentlich ein gutes Grundverständnis für einige Wirkmechanismen von Sprache und auch den Mut Ihre Sicht der Dinge selbstbewusst zu vertreten.
„Nur dann, wenn uns unterschiedliche, auch sich widersprechende Frames zur Verfügung stehen, können wir über einen bestimmten Sachverhalt umfassend denken, ihn von allen Seiten beleuchten. Nur so können wir Menschen verstehen, wenn sie uns widersprechen und uns konstruktiv mit ihnen auseinandersetzen. Ideen über die nicht geredet wird, haben also keine Überlebenschance in der Demokratie. Ideen, Worte oder Moralvorstellungen, die nicht über Sprache wachgehalten und ausgebaut werden, indem sie immer wieder im Zusammenhang mit aktuellen Themen als Grundlage der Diskussion benannt werden, können neben ihren ideologischen Widersachern nicht dauerhaft bestehen. In einem öffentlichen Diskurs, in dem es an sprachlichen Alternativen mangelt, erodieren gedankliche Alternativen und dadurch letztendlich Handlungsalternativen.“ (Wehling, 2016)
Meine grobe Analyse im letzten Artikel und die Kritik an der Einseitigkeit der Berichterstattung zuvor zeigte es schon: Das sprachliche Ungleichgewicht ist meiner Meinung nach deutlich. Die notwendige Kritik bei so einem umfassenden Thema wie den Corona-Maßnahmen ist da, doch die moralische Haltung der Kritiker ist in der Corona-Debatte medial unterrepräsentiert. Diese thematisiert dagegen fortwährend Angst vor Krankheit oder Tod und verkauft uns Kontrolle als Sicherheit. Mit dem Fokus auf den Tod rückt das eigentliche Thema (und vielleicht auch unser echtes Problem!) in den Hintergrund: Die Zeit, die wir haben, und das, was wir aus ihr machen. Wir entscheiden, ob wir in dieser Zeit selbstbestimmt oder mit Gesundheitskontrollen und digitaler Nachverfolgung, gesundheitsbewusst oder im Hygienewahn mit Maskenzwang, in einem Rechtsstaat, in einer Demokratie oder unter Aushebelung von Grundrechten und weiteren indirekten Pflichten, leben wollen. Fangen wir bei der Sprache an, um den faktischen Argumenten eine umso höhere Bedeutung zu geben. Sprechen Sie vom Leben!
Und jetzt Sie
Möchten Sie in Ihrem Unternehmen Mitarbeiter/innen für eine vielfältige Corona-Debatte sensibilisieren und gleichzeitig zu einem entsprechenden Verhalten befähigen? Dann habe ich ein sozialpsychologisches Experiment für Sie. Gemäß diesem Experiment sorgen Sie lediglich für eine neue Interpretation einer sozialen Situation ohne direkt Einfluss zu nehmen. Ihre Mitarbeiter werden allerdings infolge dessen ihre Einstellung ändern. Klingt nach Zauberei?
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Quelle Beitragsbild:
Birmingham Museums Trust, The Phantom Horseman, 1870-93 von Sir John Gilbert (d.1897)
Ein toller Artikel. Bravo! ABER: Sehr schwer lesbar. Die Sätze sind so unglaublich lang und tief geschachtelt. Da muss ich wirklich erst eine Tasse Kaffee trinken, um es inhaltlich aufnehmen zu können. Deshalb mein Wunsch: Bitte nochmal an der Lesbarkeit arbeiten, Die Sätze kürzer und prägnanter machen. Ja ich weiß, das kostet viel Zeit. Aber die wäre gut investiert.
Vielen Dank. Auch für die Kommunikationsberatung ?