Eine psychologische Perspektive über Entscheidungen und Diffamationen während Covid-19
Covid-19 ist ein Virus, zwar ein Neuer, aber einer von Vielen und nur eine Gefahr von sehr Vielen, die unser Leben gefährden kann. Dennoch erhält es gerade die Aufmerksamkeit der Meisten und bestimmt stellvertretend durch die Maßnahmen der Regierung das Leben Aller.
Heute ist der 03. Mai, über 3 Monate nach dem ersten gemeldeten Corona Fall in Deutschland und ca. 1,5 Monate nach dem Entschluss der Bundesregierung für den sog. Lockdown. Inzwischen zeigen die Infektionsverläufe und Sterberaten, dass Ausgangssperren und Kontaktverbote kaum mit ihrem Rückgang zu tun haben können.
Covid-19 ist voller Widersprüche, emotionaler Bilder, weniger Fakten, guter Absichten, unabsehbar Folgeschäden, warnender exponentieller Hochrechnungen, rückblickend fallender Kurven, Zusammenhänge mit fraglicher Kausalität, radikaler Schutzmaßnahmen, Kritiker und Befürworter.
Aber von Anfang an
Mit dem Einzug von Corona hat auch die Krise Einzug gehalten. Covid-19 war in Deutschland zwar neu, aber es hatte sich im Ausland bereits einen Ruf gemacht. Gefühlt hat Deutschland somit die Pflichtübung (Entscheidungsfindung) übersprungen und ist gleich zur Kür (den Maßnahmen) übergegangen. Man hat sich für den „sicheren“, vielleicht auch beliebteren Weg entschieden, wahrscheinlich auch in der Annahme alles andere bringe weitaus größere Verluste. Ein Diskurs in der Öffentlichkeit dazu hat jedoch nie stattgefunden. Denn klar ist, kein Mensch möchte die Verantwortung für eine falsche Entscheidung treffen, wenn es um Menschenleben, das persönliche Renommee oder den Groll von 83 Mio. Wutbürgern geht. Dabei muss der sichere Weg gar nicht der Bessere sein. Auf Nummer sicher gegangen zu sein wird einem Verantwortlichen im Zweifel nicht verübelt, ein riskanter Weg dagegen hätte immer besser ausgehen können. Aber wie hätte man mit der Situation anders umgehen können (angenommen Politiker verfügten nicht auch über persönliche Interessen hinsichtlich ihrer Karriere), was wäre gewesen, wenn man sie nicht von Anfang an Krise genannt hätte? Und wie entscheiden was zu tun ist, wenn der Druck groß, die Sache emotional und die Tragweite unklar ist?
Nun, mit Bedacht und Wissenschaft.
Damit ist nicht die x-fachste Einzelmeinung eines Virologen gemeint, sondern die Wissenschaft, die uns lehrt wie wir zu guten Entscheidungen kommen können, so z. B. dass wir für eine fundierte Entscheidungsfindung unbedingt verschiedene Perspektiven und einen reflektierten Umgang mit Informationen brauchen. Sie lehrt uns auch, dass es nicht den einen Weg, die eine Meinung, die eine Lösung und die eine Realität gibt, sondern dass Menschen ihre Realitäten sowie die Anderer konstruieren. Auch Autoritäten und Medien tragen zur Konstruktion dieser Realitäten bei. Wir haben also durchaus in der Hand wie wir Situationen wahrnehmen, bewerten, wie wir handeln und wie sie dementsprechend ausgehen – zumindest, wenn wir das wollen, willentlich eingreifen, uns Zeit nehmen und das Bewusstsein einschalten. Tun wir das nicht, rezipieren und interpretieren wir weitestgehend unterbewusst, automatisch, emotional und begehen kognitive Fehler.
Die Krise
Das Kind hat einen Namen, die Bewertung ist erfolgt, der Anker gesetzt, die Maßnahmen durchgeführt, die Geschichte ist soweit geschrieben. Es ist eine Krise – also eine Situation, die umso mehr Klarheit und Austausch bedarf. Nicht zuletzt dank sozialer Medien mangelt es sicherlich nicht am Austausch, sofern Beiträge nicht gelöscht und damit zensiert werden (!). Die Rolle der Kommunikation möchte ich aus meiner Perspektive aber zu einem späteren Zeitpunkt beleuchten. Nein, zum einen mangelt es an Klarheit, zum anderen an Empathie. Denn so indiskutabel die Strategie von Anfang an war, so schnell sie ohne evidente Erkenntnisse umgesetzt wurde (inklusive der Anpassung des Infektionsschutzgesetzes), so nachdrücklich hat sie die Menschen auch gespaltet. Neben der großen Mehrheit melden sich auch Menschen mit Kritik zu Wort, welche bei einer Entscheidungsfindung genauso repräsentiert sein muss wie die Fürsprache, wenn das Ziel ist, unter Abwägung aller Faktoren die verhältnismäßigste („beste“) Lösung zu finden und nicht z.B. die Beliebteste oder Lukrativste. Stattdessen wird in einer Selbstverständlichkeit Anpassung verlangt – und weitestgehend geliefert, schließlich will keiner als gefühlloser Kapitalist oder verharmlosender Verschwörungstheoretiker positioniert und aus der Gemeinschaft ausgeschlossen werden. Die Basis stellt die neue soziale Norm dar, die unaufhörlich und öffentlichkeitswirksam mit #flattenthecurve und #wirbleibenzuhause kommuniziert wird. Mittels sozialer Normen überzeugen Menschen andere Menschen von einem, durch die Mehrheit oder einer Autorität vorgegebenen, erwünschten Verhalten und sanktionieren Abweichungen. Dennoch gibt es eine Minderheit von Privatpersonen über Wissenschaftler/innen bis Unternehmern/innen, die derzeit entweder ignoriert oder diffamiert werden, weil sie anderer Meinung sind.
Die Folge ist die, dass wir heute ein Land sind, in dem (vereinfacht betrachtet) zwei unterschiedliche Realitäten miteinander kollidieren. Und leider auch Eines, in dem Konformität und die Erhaltung beschlossener Maßnahmen vor der Diskussion über die Sache stehen. Woran mache ich das fest? Wenn wir die beste Entscheidung wollen, suchen wir verschiedene Informationen. Wenn wir eine Meinung verteidigen wollen, dann vermeiden wir verschiedene Informationen. Gleichzeitig ist die Fähigkeit zur Empathie extrem gering, das heißt die Fähigkeit sich in die Lage der gegnerischen Position hinein zu fühlen und die Perspektive zu wechseln.
Zwei Realitäten
Ich will sie mal die Krisen-Befürworter und die Krisen-Gegner nennen. Beide Lager haben für die jeweils andere Seite keinerlei oder wenig Verständnis, obwohl sie (kurioserweise) dieselbe Absicht haben: Möglichst wenig Schaden und den besten Ausgang aus der Krise.
Wenn beide Lager eine gute Absicht haben und sich dennoch nicht verstehen, dann muss der Unterschied in der Definition liegen. Während die einen eine effektive Hilfeleistung in der unmittelbaren Umsetzung der von Seiten der Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen sehen, zweifeln die anderen unter Berücksichtigung von Nebenwirkungen und Spätfolgen die Verhältnismäßigkeit der Entscheidung an.
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit (und vielleicht tue ich der/dem ein oder anderen mit der Zuspitzung auch Unrecht, sehen Sie mir das bitte nach), will ich beide Lager der Anschaulichkeit halber skizzieren.
Die Argumente der Gegner sehen wie folgt aus
- Sie zweifeln und hinterfragen die Gefährlichkeit des Virus
- Weisen auf Risikogruppen hin und betrachten die Todesraten verglichen mit denen der Influenza und anderen Todesursachen wie Krankenhauskeimen oder Krebs
- Wägen ab, setzen Zahlen ins Verhältnis
- Bitten um Evidenz, fordern den Beschluss von Maßnahmen auf Grundlage von Fakten
- Kritisieren die Erhebung und Kausal-Zusammenhänge von Corona-Toten
- Fordern verhältnismäßige, weniger umfassende Maßnahmen
- Eruieren, ob es nicht sinnvoller wäre Risikogruppen zu schützen und ansonsten die Normalität weitestgehend aufrechtzuerhalten, sehen eine ausweichbare Lösung in der Herdenimmunität
- Weisen auf Nebenwirkungen und Spätfolgen hin, die weit höhere Verluste, Missstände, Gewalt, Tote auf anderer Ebene bewirken werden
Dem gegenüber steht der Kurs der Bundesregierung und die starke Mehrheit der Befürworter
- Dieses Lager betrachtet die Infiziertenzahlen, Verdopplungszahlen, Reproduktionszahlen
- Akzeptiert mehrfache Änderungen der Parameter, mit denen Maßnahmen begründet werden
- Sie nutzen exponentielle Hochrechnungen, argumentieren mit einer langen Inkubationszeit, dem asymptomatischen Verlauf einer Erkrankung, mit einer möglichen Überlastung des Gesundheitssystems
- Die Möglichkeit, dass eine Annahme zutrifft, rechtfertigt bereits umfassende Maßnahmen
- Sie argumentieren mit Bildern und medialen Berichterstattung aus dem Ausland
- Sehen es als Aufgabe durch Quarantäne, Tragen von Atemmasken und Nutzung einer Gesundheits-App alle Menschen zu schützen
- Sind überzeugt, wägen weniger ab, Verhältnis-Betrachtungen haben niedrigen Stellenwert, denn jede einzelne Person zählt. Als Erfolg gilt, wenn nur eine Person unter Durchführung der Maßnahmen gerettet werden kann. Halten Kosten/Nutzen-Gegenüberstellung im Hinblick auf Menschenleben als gefühllos
- Es wird keine Unterscheidung in der Zählung von Corona-Toten vorgenommen hinsichtlich Korrelation vs. Kausalität
- Betrachten eher den direkten Wirkungszusammenhang und weniger die Spätfolgen
- Vergleichen die Ablehnung oder das Lockern von Maßnahmen mit einer Hilfeleistung zum Mord
Es ist unschwer zu erkennen, dass die Argumente völlig gegenläufig sind. Doch warum sind sich die Befürworter ihrer Sache trotz unklarer Lage (wozu Bilder aus Italien nicht zählen) und sich ändernder Maßgaben (z.B. Verdopplungszahl/Zeitraum zu Reproduktionszahl/Höhe, nun die zweite Welle) so sicher? Um zu verstehen, warum die Reaktionen so ausfallen wie sie ausfallen, könnte es uns helfen, die Situation aus psychologischer Perspektive zu betrachten, obwohl uns – wenn nicht die Wissenschaft, dann das letzte Jahrzehnt mit einer total überschätzen Schweinegrippe, Vogelgrippe & Co. – eines Besseren belehrt haben müssten.
Individualpsychologie
Zunächst einmal: Menschen entscheiden emotional. Vor allem wenn es um basale Themen wie den Verlust von Gesundheit, Leben oder Tod geht. Dabei machen Menschen folgende kognitive Fehler, während wir gleichzeitig völlig von uns überzeugt sind: Wir nutzen z.B. mentale Abkürzungen, sog. Heuristiken und Skripts basierend auf Erfahrungen. Haben bestimmte Themen auf Basis von Erfahrungen für uns eine besondere Bedeutung, sind wir besonders sensibilisiert dafür, was unsere Entscheidung beeinflussen wird (Verfügbarkeitsheuristik). Hinzu kommt der Faktor der Wissenskluft, d.h. während der Durchschnittsbürger ohnehin nicht über notwendige Fachkenntnisse verfügt um die Sachlage selbst beurteilen zu können, verfügt jede Person in Abhängigkeit von Zeit, Interesse, Persönlichkeit, Häufigkeit der Mediennutzung usw. über mehr oder weniger Informationen, die sich zudem laufend ändern. Je unsicherer eine Situation, desto wichtiger werden für Menschen Autoritäten und desto eher hören Menschen auf (vermeintliche) Experten, um eine Einstellung zu etablieren und das Verhalten zu begründen. Vermeintlich, da oftmals auch Experten nicht über ausreichend Informationen verfügen oder Irrtümern unterliegen. Im Falle von Covid-19 geben maßgeblich die Bundesregierung, das RKI, die WHO und einzelne Personen wie der Virologe Dr. Drosten den Weg vor. So wartet das RKI am 20. März, 3 Tage vor dem Lockdown, mit einem gigantischen Vorhersagefehler, 300.000 Toten in Deutschland, auf. Der Korrektheit halber ist hinzuzufügen, dass als Corona-Toter, jeder Verstorbene gilt, der zum Todeszeitpunkt mit Corona infiziert war, nicht zwingend auch an Covid-19 verstorben ist (z.B. Herzleiden oder Sturz). Rechtsmediziner Prof. Püschel aus Hamburg stellte im Rahmen seiner Obduktionen fest, dass alle untersuchten Personen (ca. 130) im Wesentlichen aufgrund ihrer Vorerkrankungen gestorben sind. Doch solche Zahlen kommen nur vereinzelt vor, weil das RKI von Obduktionen abgeraten hat, obwohl diese doch gerade zu Lernzwecken unbedingt notwendig sind. Stand heute sind in Deutschland rund 6.700 Tote zu verzeichnen (nachträgliche Korrekturen nicht auszuschließen), während rund 40.000 Personen pro Monat an Krebs erkrankt sind. Im Home Office, wo auch immer.
Auffällig häufig fällt dabei ein bestimmtes Argument, bei dem man schon allein auf Basis von Allgemeinbildung erkennen müsste, dass es nicht zulässig sein dürfte und in erster Linie einen irrationalen Umgang mit dem Thema widerspiegelt: “Die Bilder“. Bilder sind Momentaufnahmen, die leider sehr kontextabhängig und mehrdeutig sind. Dennoch brennen sie sich in unser Bewusstsein ein und bestimmen unsere weiteren Bewertungen. Bilder sind wunderbar geeignet um Botschaften schnell und automatisiert zu verarbeiten, um die Ratio zu unterlaufen und Emotionen zu adressieren. Wir sollten sie nutzen bei der Wahl unserer Frühstücksflocken und zum Festhalten unserer Hochzeiten, aber für die Bewertung von Covid-19 brauchen wir Statistik und Evidenzforschung. Erschreckende Bilder von gestapelten Särgen und solche, mit Patienten auf Behandlungsstationen in Bergamo, die den Eindruck erwecken jedes Krankenhaus Italiens sei überlastet, und nicht weniger erschreckenden Hochrechnungen über mögliche Ausgänge, bestärken Menschen fälschlicherweise darin, über jeden Zweifel erhaben zu sein. Doch Angst ist kein guter Berater. Angst beeinträchtigt unser rationales Denken immens, weswegen wir Bilder mit Statistik verwechseln. Neben der Tatsache, dass Medien und medial dargestellte Meinungsführer über die Fähigkeit verfügen, dem Publikum zu vermitteln, welche Themen wichtig sind („Agenda Setting“), hat die Wissenschaft Belege dafür, dass insbesondere Menschen, die viel Zeit mit Medien verbringen, z.B. dem Schauen von Nachrichten im Fernsehen, ein realitätsfernes Weltbild ausbilden und die Gefahren des Alltags sowie Kriminalitätsraten überschätzen. Dabei unterliegen wir der Tendenz, dass wir annehmen massenmedial vermittelte Nachrichten hätten auf andere, also Dritte einen größeren Einfluss als auf uns selbst („Third Person Theory“ sowie „Biased Optimism“). Dennoch wurde nachgewiesen, dass häufiges Fernsehen zu einer Vereinheitlichung von Ansichten über verschiedenste Zuschauergruppen führt und damit eine Art Sozialisationsinstanz ist.
Wir verkennen also die manipulative Kraft von Bildern und überschätzen medial ausgestrahlte Gefahren, vor allem wenn es sich dabei um Schockrisiken, also Ereignisse handelt, an denen viele Menschen innerhalb eines kurzen Zeitraums sterben könnten – Flugzeugabstürze, Terroranschläge oder ein Virus. Sie stellen direkte Bedrohungen dar, die aber auf irrationaler Angst gründen, was sich erklären lässt, wenn man betrachtet, welche Relevanz die Opferzahlen im Zusammenhang mit Terrorismus (34 Tote von 2013 bis 2017) in Deutschland haben, gegenüber verhältnismäßig weniger beachteten Todesursachen wie Krankenhauskeimen (20.000), Herz-Kreislauf-Erkrankungen (über 340.000) oder Krebs (235.700), und hier wohlgemerkt pro Jahr (alles nachvollziehbar auf destatis.de). Wir entscheiden uns als Gesellschaft für die Mobilität, obwohl wir dadurch jährlich 3.000 Verkehrstote verursachen und rund 400.000 Unfälle mit Personenschaden (auch Unbeteiligte). Da Autofahren uns aber größere Vorteile bietet, verbieten wir es nicht und akzeptieren diese vergleichsweise geringen und wenig sichtbaren Verluste. Wir akzeptieren den Lungenkrebs als Hauptursache des Rauchens und damit im Jahr 2017 121.000 Tote (300 Personen pro Tag), die an den Folgen von Tabakgenuss versterben. Gleiches gilt für ungesunde Ernährung (Millionen Menschen sterben an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, den Folgen von übermäßigen Zuckerkonsum und fetthaltiger Nahrung) oder Luftverschmutzung: “Weltweit verursache vor allem mit Feinstaub belastete Luft 8,8 Millionen Sterbefälle pro Jahr”.
Während wir die Gefährlichkeit von Schockrisiken überschätzen, akzeptieren wir gleichzeitig Missstände mit nachgelagerter Todesursache, deren Opfer nicht unmittelbar sichtbar sind, sondern z.B. über ein Jahr verteilt.
Welche Nebenwirkungen und Spätfolgen werden unterschätzt?
Zum einen unterschätzen wir die Wortwahl: Krise, Kampf, Krieg. Social Distancing. Fröhlich in Umlauf gebracht, schafft der Aufruf zum „Social Distancing“ gleich doppelt Distanz: räumlich und kommunikativ. Da Sprache unsere Gedanken formt, finden wir uns zunehmend in einem gehemmten Miteinander wieder, das voller Unsicherheit und Misstrauen ist und dazu führt, sein Gegenüber zwangsläufig als krank und potentielle Gefahr zu betrachten. Die passenden Bilder dazu, haben wir im Kopf.
Zum anderen, und dabei wirkt der erstgenannte Punkt geradezu banal, vernachlässigen wir die nicht sichtbaren Opfer: Personen mit Krankheiten, die Arztbesuche meiden, Frauen, die unter häuslicher Gewalt leiden und aktuell keine Möglichkeit haben dieser zu entkommen; Patienten, deren geplante Operationen und Vorsorgeuntersuchungen verschoben werden, so dass andere Krankheiten nicht rechtzeitig erkannt oder behandelt werden können; Personen, die in Behandlung in Krankenhäusern sind, oder Senioren in Pflegeeinrichtungen, denen der Kontakt zu Angehörigen verwehrt wird. Sie erleben Einsamkeit und Ohnmacht.
Betrieben, deren Angebot derzeit nicht nachgefragt werden kann, brechen notwendige Umsätze weg. Keine Kunden bedeutet fehlende unternehmerische Einnahmen, in Folge dessen keine Gehälter und keine Lieferantenzahlungen, die ihre Rechnungen wiederum nicht bedienen können. Je nach Dauer und staatlicher Unterstützung, wozu Kredite nicht zu zählen sind, häufen Firmen Schulden oder melden Insolvenzen an, entlassen Mitarbeiter/innen. Dem Staat fehlen dadurch zusätzlich zur gestiegenen Staatsverschuldung Steuereinnahmen, Banken fehlen Zinseinnahmen, was langfristig vielleicht zu einer Finanzkrise, Arbeitslosigkeit, einem Zusammenbruch der Wirtschaft auswachsen könnte. Und natürlich macht der Effekt an deutschen Grenzen nicht Halt. Stoppen Unternehmen hier Aufträge an Produktionsorten im Ausland, so werden vor allem in Entwicklungsländern relativ schnell Armut, Straftaten und Todeszahlen zunehmen, also dort, wo Lebensstandards schon heute so gering sind, dass Hunger herrscht (!) und medizinische Versorgung fehlt.
Perspektivisch betrachtet würde eine starke wirtschaftliche Rezession darüber hinaus zu geringeren Investitionen in der Forschung (z.B. für eine fortschrittlichere Medizin oder in umweltfreundlichere Produktionsverfahren), zu Kürzungen im Gesundheitssystem und Sozialeinrichtungen führen. Dabei würden viele Existenzen zerstört, psychologische Krankheiten würden zunehmen, Suizidraten steigen. Ohnehin sozial schwach gestellte Personen, alleinstehende oder alleinerziehende Personen, viele darunter werden Frauen sein, werden größere existenzielle Probleme haben, was eine Negativspirale zur Folge hat, denn geringere Kaufkraft wird zu sinkenden Renten und schlechterer Bildung führen, und so weiter und so fort..
Welche Leben wiegen also mehr? Wie schlimm muss ein Virus sein, dass das Vorgehen greift? Wie lange soll dieser Lösungsansatz geschultert werden und wird er beim nächsten Ausbruch eines Virus wieder angewendet? Also jährlich, alle 2 oder 3 Jahre? Und wenn nicht, kommen wir dann nicht in Rechtfertigungsnot?
Experten warnen und werden dafür prompt kritisiert. Doch alle kritischen Stimmen, die um einen reflektierten Umgang mit dem Thema bitten, werden entweder angehört, aber nicht berücksichtigt, oder öffentlich diffamiert und als Verschwörungstheoretiker bezeichnet, obwohl es sich um anerkannte Wissenschaftler handelt, die sich mit jahrzehntelanger Arbeit einen seriösen Ruf aufgebaut haben. Doch Anfeindungen gibt es auch im privaten Bereich, unter Familien und Freunden genauso wie unter Personen des öffentlichen Lebens (wenn auch wenigen). Wir erleben auch, dass Gesetzesänderungen durchgeführt und vorgeschlagen, Grundrechte wie Versammlungs-, Meinungs- oder Bewegungsfreiheit eingeschränkt sowie Datenschutz-Themen (z.B. die die Herausgabe von personenbezogenen Daten) gelockert werden, was ohne Krisensituation eher weniger denkbar gewesen wäre.
Dennoch herrscht weiterhin mehrheitliche Übereinstimmung über die Richtigkeit der Maßnahmen. Diffamation in guter Sache sozusagen. Woran könnte das noch liegen?
Gruppenpsychologie
Nun leben wir als Individuen, die sich ihre Annahmen über die Welt konstruieren und dabei Fehler begehen, ja in einer Gesellschaft, also einer sozialen Gruppe, in der wiederum, Gruppenprozesse zu fehlerhaften Entscheidungen führen können. Im Rahmen eines sog. Gruppendenkens passiert Folgendes: Zum Beispiel die Art zu Denken, bei der das Aufrechterhalten des Zusammenhaltes, der Harmonie oder Solidarität wichtiger ist als die Fakten zu betrachten (Gruppenkohäsion). Auch hier gilt: Gruppendenken und Kohäsion sind umso höher, je unsicherer und unklarer die Situation, je höher das Stresslevel durch die Bedrohung ist und je gegensätzlicher die Meinung zu einer oder mehreren anderen Gruppen. Darüber hinaus spielt es eine Rolle, ob es einen direktiven Leiter gibt oder nicht. Sind alle Faktoren gegeben, konnte in Studien zur Einstellungsforschung nachgewiesen werden, dass Gruppen sich unbeirrbar darin fühlen (bezeichnet als „Illusion der Unverwundbarkeit“), ihre Meinung oder ihr Lösungsansatz könne nicht falsch sein. Darüber hinaus weisen Gruppen die Tendenz auf, Entscheidungen zu treffen, die extremer sind als die anfängliche Neigung ihrer Mitglieder (Gruppenpolarisation). Geht die anfängliche Tendenz ohnehin bereits in Richtung Sicherheit, wird die Entscheidung extremer in Richtung Vorsicht ausfallen und umgekehrt.
In diesen Gruppen herrscht ein hohes gemeinsames moralisches Verständnis und ein starker Konformitätsdruck, was sich darin zeigt, dass Personen anderer Meinung häufiger Selbstzensur üben, ihre gegensätzlichen Sichtweisen aus Angst die Moral der Gruppe zu zerstören und kritisiert zu werden mit dem Ziel konform zu gehen, nicht aussprechen.
Und zu guter Letzt kennen wir die Neigung, dass sich Personen in Gruppen leider auf das konzentrieren was ohnehin schon alle wissen. So wird versäumt sich ausreichend mit Informationen zu beschäftigen über die nur Einzelne verfügen oder die noch herangezogen werden müssen. Zieht eine Gruppe aber nicht das gesamte Spektrum an Alternativen in Betracht, ist die Suche nach Informationen unzureichend. Sie schafft sich einen unvollständigen Überblick über mögliche Alternativen, untersucht die Risiken der bevorzugten Alternative nicht und entwickelt keine alternativen Pläne. Here we go.
Verhältnismäßigkeit
Wenn die Bundesregierung mangelhafte Entscheidungsfindung betreibt, ist es auch völlig nachvollziehbar, dass die Länder bei der Umsetzung der Maßnahmen zwischen den Stühlen sitzen, unterschiedlichste Experteneinschätzungen auf der Tagesordnung stehen und sachliche Kritik von angstgetriebenen Bürger/innen vehement und nicht selten feindselig angegangen wird. Aber obwohl sich zunehmend zeigt, dass die Verhältnismäßigkeit der Strategie überprüft werden sollte, wird der ursprüngliche angstgetriebene Kurs beibehalten.
Deshalb die Frage: Könnte es denn überhaupt der Fall sein, dass der ursprünglich schnell entschiedene Fahr- und Kommunikationsplan der Bundesregierung mittlerweile unverhältnismäßig ist, aber die Regierung immer noch daran festhält?
Wie auch im Falle von Covid-19, treffen wir selten Entscheidung, bei denen die gewählte Alternative vollständig positiv und die Verworfene vollständig negativ ist. Bei der Diskussion von Covid-19 gibt es große Zweifel. Und immer, wenn Verantwortliche große Zweifel erleben und dennoch eine Entscheidung treffen (müssen), dann müssen sie mit etwas umgehen, das in der Psychologie kognitive Dissonanz genannt wird. Um aber nach der Entscheidung mit dieser leben zu können, nutzen Menschen folgende Strategie: Sie reduzierten ihre Dissonanz nach Entscheidungen, indem sie die Attraktivität der gewählten Alternative erhöhen und die zurückgewiesene Variante entwerten. Wir verändern die Art und Weise wie wird Denken noch stärker in Richtung der getroffenen Wahl und rechtfertigen unsere Entscheidung erneut. Je wichtiger, langfristiger, beständiger und weitreichender die Entscheidung (insbesondere, wenn sie unwiderruflich ist), desto stärker die Dissonanz und das Bedürfnis nach Reduktion von Dissonanz – also konträrer Denkweisen oder Erkenntnissen. So ist es kein Wunder, dass eine der wenigen Studien, die Fakten schaffen will, prompt diffamiert wird.
Leider häufig im Verkauf angewendet, kennt die Psychologie darüber hinaus den Begriff des Lowballings. Damit wird der Effekt beschrieben, dass Menschen, wenn sie einmal zugestimmt haben, ihr Verhalten beibehalten, obwohl andere Ausgangsbedingungen vorliegen. Warum? Weil wir erstens den Wunsch haben, konsistent in unserem Verhalten zu sein, zweitens das Gefühl haben, bereits eine Verpflichtung eingegangen zu sein, und drittens, weil wir im Moment der Zustimmung bereits in der Zukunft liegende Erwartungen entwickeln, die ein Gefühl der Enttäuschung auslösen würden, wenn wir unsere anfängliche Zustimmung revidieren. „Lowballing“ – da die anfänglichen Hemmschwellen niedrig sind (z.B. falscher Preis beim Autokauf, Absagen von Veranstaltungen, Home Office), bevor sie nach erfolgter Zustimmung angepasst werden (Anheben auf den richtigen Preis, Ausgangssperre, Maskenpflicht).
Wir wissen, je schwerer wir uns mit einer Entscheidung tun, desto größer wird die Selbstrechtfertigung sein und unwahrscheinlicher ein Zugeben bei Hinweisen auf eine Fehlentscheidung. Auf der anderen Seite wissen wir auch, warum Personen, die von den Entscheidungen betroffen sind, an ursprünglichen Informationen oder Falschinformationen festhalten. Rezipienten speichern nämlich auch medial angebotene, falsche Nachrichten nicht als isolierte Fakten, sondern machen sie sich im Bezug auf ihr Vorwissen und ihre Überzeugung verständlich. Zumindest aus psychologischer Sicht können wir diese Frage mit Ja beantworten.
Doch was braucht es, um einer Schweigespirale, also einer Situation in der nur eine Minderheit aufbegehrt, zu entkommen? – Eine mutige Opposition. Auch hier zeigen Studien, dass sich Minderheiten durchaus durchsetzen können, wenn sie ihre Stellung trotz Meinungsdruck nur lange genug und konsistent vertreten.
Wie können wir stattdessen zu besseren Entscheidungen in unklaren Situationen gelangen?
Aus der Wissenschaft wissen wir wie man zu ausgewogenen Entscheidungen in Gruppen kommen kann. Zunächst einmal sind Gruppenentscheidungen meist besser als Einzelentscheidungen, allerdings können in Gruppen Prozessverluste vorliegen, die ein gutes Problemlösungsverhalten hemmen.
Aus der Forschung über Gruppenprozesse, wissen wir, dass die besten Ergebnisse im Entscheidungsprozess erzielt werden, wenn z.B. der Leiter seine direktive Rolle (während der Entscheidungsfindung) vermindert, indem er unparteiisch und neutral bleibt, Menschen mit ihren Einschätzungen zu Rate zieht, die nicht Teil der Gruppe sind und denen die Gruppenkohäsion unwichtig ist. Ein direktiver Leiter hat starken, autoritären Einfluss auf eine Gruppe und könnte seinerseits persönliche Interessen haben, die nicht im Sinne der Gruppe sind. Die ausgewogensten Entscheidungen werden in Gruppen erzielt, die aus Personen aller relevanten Fachbereiche bestehen, die ihrerseits über Spezialwissen verfügen, über das andere nicht verfügen. So steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Informationen eingebracht werden, weil spezielle Personen für diese Information verantwortlich sind. Darüber hinaus sollte die gesamte Gruppe (ein diverses, repräsentatives Entscheidungsgremium) in Untergruppen mit ganz bestimmten Zuständigkeiten aufgeteilt werden, zu denen sie erst alle Informationen (sowohl Pro als auch Contra) einholt, die wichtig sind um diesen Bereich vertreten zu können, und ihre Empfehlung erst danach in die Gesamtgruppe einbringt, um diese zu diskutieren. Die Abgabe der Empfehlung oder Meinungsäußerung könnte auch anonym erfolgen, so dass tatsächliche Meinungsbilder zu Tage kommen, unzensiert von Angst vor Angriffen aus der Gruppe, vor Fehlern und zur Steigerung von Mut. Insbesondere sollte nicht der Fehler begangen, dass nicht-mitgeteilte Informationen, also solche, die nicht allen bekannt sind, nicht diskutiert werden. Da diese Informationen in Gruppen immer später auftauchen als andere, sollten Gruppendiskussionen immer lange genug dauern, um auch an diese Informationen zu gelangen.
Bei der Entscheidung für einen Lösungsweg befindet sich die Bundesregierung in einem klassischen sozialen Dilemma, einem Konflikt, bei dem die vorteilhafteste Lösung für den einen bzw. einzelne Gruppen, wenn sie von den meisten anderen auch verfolgt wird, schädliche Auswirkungen auf alle hat. Hier spielt die Definition dessen was eine wirkliche Hilfestellung hinsichtlich Covid-19 darstellt eine zentrale Frage. Denn beide Seiten denken, sie tun etwas Gutes, nur beide betrachten andere Kriterien.
Damit beide Seiten aber zu einer Lösung kommen können, ist Kommunikation (welche, wir erinnern uns, weitestgehend ausgelassen und durch ein Diktat ersetzt wurde) unerlässlich. Findet Kommunikation dennoch statt (z.B. unter den Bürgern/innen), wurde in einer sozialpsychologischen Studienreihe nachgewiesen, dass diese in Konfliktsituation vermehrt dazu genutzt wird, um die Gegenseite mittels Drohungen umzustimmen (oder auch mit Verboten und Sanktionen zum erwünschten Verhalten zu bringen). Man hat aber auch herausgefunden: Wenn man Menschen darüber instruiert wie eine Kommunikation stattfinden soll damit eine Lösung gefunden werden kann, die für beide Seiten fair ist, steckten sie in den Schuhen des anderen, was das Verständnis für die Gesamtsituation erhöht und Erfolg bringt.
D.h. um Konflikte im Gruppen lösen, wenn diese in Feindseligkeit umschlagen, muss Kommunikation unbedingt zum Vertrauensaufbau genutzt werden, zum Informationsaustausch, zur Aufklärung, Abwägung und zur verantwortungsvollen Entscheidungsfindung. Es muss die Möglichkeit geschaffen werden Kritik äußern zu dürfen und vorgelebt werden, was lösungsorientierte Kommunikation bedeutet.
Fazit
Es ist Zeit zu erkennen, dass kontrovers konstruktive Meinungen, weder gefühllose Verschwörungstheorie noch verharmlosender Kapitalismus sind, sondern ein Korrektiv darstellen, das es deutlich bequemer hätte, wenn es (auch) nichts täte. Werte, Persönlichkeitsmerkmale und Einstellungen werden derzeit auf den Prüfstand gestellt und offengelegt. Wir sollten wieder erinnern, was wir uns kurz zuvor noch auf die Fahne geschrieben haben: Freiheit, Diversität, Demokratie. Nicht Zensur, Meinungskonformität und Feindseligkeit.
Für bessere Entscheidungen brauchen wir die Perspektiven aller Lebensbereiche, eine Kommunikation, die aktiv zuhört, statt die Fronten zu verhärten, die die Gegenseite versteht um zu erkennen, dass beide Seiten am Ende das Gleiche wollen, nämlich den geringsten Schaden; und eine, die alle Belange (auch mittel- und langfristige) abwägt und den Bürgern dieses Landes begründet. Doch auch jeder Einzelne ist gefordert sich auseinander zu setzen, Annahmen und Überzeugungen zu prüfen und Begründungen zu liefern, wenn es sein muss, aus der Einmütigkeit herauszutreten. Sich zu fragen, warum man sich der allgemeinen Meinung anschließt, warum man in einer unklaren Situation bereits eine sehr klare Meinung hat, wie die eigene Meinung aussähe, wenn die Kommunikation seitens der Regierung von Anfang an anders, ausgewogener gewesen wäre und ehrlichweise auch zuzugeben, wenn einem die Antworten fehlen. Oder um es mit den Worten von Aristoteles zu sagen: „Wer Recht erkennen will, muss vorher in richtiger Weise gezweifelt haben.“
Wenn dagegen Angst und Unsicherheit regieren, dann ist Willkür nicht weit.
Wir erkennen weder die vielschichten Einflüsse und Folgeschäden, noch ob der Zweck die Mittel rechtfertigt. Schnelle, emotionsgetriebene Entscheidungen, die nicht öffentlich alle Kosten- und Nutzenfaktoren gegenüberstellen, sind gefährlich. Wir entscheiden über die Köpfe der Menschen hinweg, während Einige damit einverstanden sind und Andere nicht, verpassen die Chance alternative Lösungsansätze zu finden und tun den Menschen, die nicht im Fokus stehen, Unrecht.
Tod und Krankheit, Viren, Keime und Bakterien sind Teil unseres Lebens. Es scheint trivial, dennoch versuchen wir das Leben auf Pause zu setzen, um etwas in den Griff zu bekommen, was nicht in unserer Macht liegt. Ein Virus macht an deutschen Grenzen nicht Halt, es existiert und es wird übertragen werden. Wir können die Übertragung eindämmen und gleichzeitig auf unbestimmte Zeit verlängern. Dabei betreiben wir statistische Kosmetik und nehmen auf Basis von Hochrechnungen sowie zur Vermeidung von potentiellen Gefahren in der Zukunft, sichere Verluste in der Gegenwart in Kauf. Es geht nicht darum das Recht auf Grill-Partys wiederherzustellen, sondern zu berücksichtigen, dass unsere Reaktionen gleichermaßen Menschenleben, Existenzen, Lebensstandards fordern – und das über Jahre. Es geht darum die Verhältnismäßigkeit zu klären und sich die Frage zu stellen – auch solange es Lebensbedingungen gibt, in denen Leben wenig Wert hat – ob es nicht ein bitterer Luxus ist, dass Andere sterben, damit wir nicht erkranken.
Mein Name ist Ludmila Braun, ich bin Kognitions- und Medienwissenschaftlerin und hauptberufliche Markenberaterin. In der Marken- und Kommunikationsberatung beschäftige ich mich laufend mit menschlichen Insights, mit dem was Menschen antreibt, wie sie kommunizieren, wie sie (Kauf-)entscheidungen treffen. Kurz mit: Kognition, Emotion, Persuasion. Auf der anderen Seite berate ich Unternehmen und setzte mich mit ihren Herausforderungen, ihrer Zukunft, den Einflüssen, Chancen und Gefahren auseinander. Mir ist es daher ein persönliches Anliegen mit meiner Perspektive ein Gegengewicht zum mehrheitlichen Stimmungsbild zu schaffen, das eher kurzfristige Erfolge fokussiert. Ich bin darüber hinaus überzeugt, dass psychologische Bildung mehr Verständnis bewirkt, zu einem respektvolleren Miteinander führt und uns dazu veranlasst, ausgewogene, weitsichtigere Entscheidungen zu treffen. Auch ich bin natürlich nicht unfehlbar, es handelt sich um meine persönliche Perspektive, die ich in einer respektvollen Form gerne diskutiere.
Bildquelle: Photo by Anders Jildén auf Unsplash
Vielen Dank für diese ausführliche psychologische Betrachtung dieser Situation. Es geht eben nicht um Polarisierung sondern um den gesunden Zweifel, in der Krise bereits getroffene Entscheidungen mit neuen Erkenntnissen Versehen zu revidieren Und sich eben nicht hinter der Masse zu verstecken und das eigene Denken auszuschalten. Ein wirklich guter Beitrag vielen Dank
Gerne, es war mir ein Bedürfnis. Ich halte die Entwicklungen der letzten drei Monate für sehr gefährlich, zu viele Menschen verlassen sich unreflektiert auf eine Führung, die genauso wenig vor Fehlern gefeit ist wie jeder andere Mensch auch, obwohl ihr doch weit mehr Mittel zur Verfügung stehen als den meisten Anderen. Zumindest in meinem Wirkkreis wollte ich das mitteilen. Umso mehr freut es mich, dass ich nicht alleine mit dieser Haltung darstehe. Ihre Nachricht, habe ich nicht vergessen, Herr Rehm, ich melde mich! Danke Ihnen und viele Grüße, Ludmila
Mit einer der besten Artikel zu diesem brisanten Thema. Wir entscheiden nun mal emotional und wenn man dann aus externer Ebene gewisse Emotionen gezielt ansteuert, setzt man zumindest für einen gewissen Zeitraum den rationellen Bereich außer Kraft. Manche bleiben in dieser Emotion gefangen, traumatisiert und kommen ohne Hilfe da nicht mehr heraus.
Hallo Ilias, vielen Dank für deinen Kommentar. Freut mich sehr! So sieht’s aus, manchmal mahlen die Mühlen nur sehr langsam, dennoch sollte sich keiner entmutigen lassen im Diskurs zu bleiben und zur Meinungsvielfalt beitragen. Viele Grüße und schönen Sonntag dir noch, Ludmila
Vielen Dank für diesen Bitrag. Er hat mich gerade unermesslich erleichtert. Es steht so vielen drin, was ich auch schon immer wieder gesagt habe oder versucht habe zu sagen: dass Maßnahmen nach Nutzen und Schaden bewertet werden müssen, dass es um Leben vs. Leben geht, dass eine Jahrhundert-Krise nicht gleichbedeutend mit einer Jahrhundert-Pandemie ist, dass der Tod Teil unseres Lebens ist…
Allzu oft mache ich die Erfahrung, dass man mich aber entweder nicht verstehen kann oder verstehen will und mir unterstellt, dass ich den Tod von Menschen in Kauf nehme, mich auf meinen Privilegien ausruhe,… und schlimmeres.
Dieser Beitrg hat mich jetzt aber doch nochmal ermutigt, weiter zu machen. Weil es mir wichtig ist, die Nebenwirkungen des Lockdowns zu sehen. Weil es mir schlussendlich wichtig ist, für meine Kinder und alle anderen Kinder eine lebenswerte Zukunft mitzugestalten.
Danke vor allem auch dafür, einen Einblick in die Denkweise von verschiedenen Menschen zu geben.
Hallo Angelika,
sehr gern, danke dir für dein Feedback! Das freut mich auch sehr. Ich habe eine Weile überlegt, ob ich über den privaten Bereich hinaus Stellung beziehen soll, denn es ist nicht so als hätte ich nicht auch bereit Anfeindungen aufgrund dieser Sichtweise bekommen. Was du schreibst, kann ich völlig nachvollziehen. Aber für mich führt kein Weg daran vorbei. Jede(r) Einzeln(e) ist verantwortlich für das was wir am Ende Gesellschaft nennen und aus meiner Perspektive sollte man über alles in respektvoller Form reden können. Viele Grüße, Ludmila
Chapeau! Beeindruckender Artikel. Die erste ganzheitliche Betrachtung.
“Repräsentatives Denken heißt, »ohne die eigene Identität aufzugeben, einen Standort in der Welt einzunehmen, der nicht der meinige ist«.“
Hannah Arendt
Vielen herzlichen Dank! Dann kann ich nur hoffen, dass der nächste Artikel da mithalten kann. Viele Grüße, Ludmila